who wishes for the cloths of heaven

Die Installation besteht aus einer Bodenarbeit und einer Wandarbeit. Wie eine räumliche Übersetzung einer Herzfrequenzlinie kann die Faltung aus schwarzem Glas erscheinen. Sie besteht aus sieben Scheiben, die erhöht liegen, so dass die Arbeit über den Boden zu schweben scheint. Die Glaselemente stützen sich gegeneinander ab und sind nicht fest miteinander verbunden. Die jeweilige Architektur des die Faltung umgebenden Raumes wird in der Spiegelung auf den schwarzen Scheiben in die Tiefe geführt und durch die Brechung der Fläche dekonstruiert wiedergegeben.
„Die Faltung bezeichnet den Übergang von einer kontinuierlichen Fläche zu einer Struktur diskreter Sequenzen. Der Raum, den die Falte beschreibt beziehungsweise umschreibt, lässt sich nicht mehr in Kategorien oben und unten, außen und innen klassifizieren ... Katastrophen lassen sich darstellen als Bifurkation, also Gabelung einer Linie oder durch eine Falte, eine Windung, einen Knick.“ (Annette Zinsmeister aus „Transformation und Faltung“, 2004)

An der Wand hängen sieben Spiegel, auf denen die Herzfrequenzlinie mit einem schwarzen Marker gezeichnet ist. Der Ausschnitt der Herzfrequenzlinie auf den einzelnen Spiegeln ist identisch. Das Format orientiert sich an der ungefähren Größe eines Badezimmerspiegels. Üblicher Weise sehen wir uns jeden Morgen selbst im Spiegel des Badezimmers. Für viele Menschen existiert ein subjektiver„Spiegelalltag“. Momente, die sich rhythmisch wiederholen. Ein Leben lang. Täglich unser Spiegelbild. Das Spiegelbild rückt in die Nähe des Selbstportraits, in dem Sinne, dass die Auseinandersetzung mit der Selbstdarstellung uns gleichzeitig das Thema der eigenen Zeitlichkeit vor Augen führt.
Die Herzfrequenzlinie ist ein Verweis auf den mit Lebensbeginn – unaufhörlichen – Herzschlag des Einzelnen. Erst der Tod überführt diese Linie in eine Gerade ohne Ausschlag, eine Zerolinie. Heurtebise, der Todesengel und Führer in Cocteaus Film, teilt Orphée einmal die Schwellenfunktion des Spiegels mit: „Ich verrate Ihnen das Geheimnis aller Geheimnisse ... Der Spiegel sind die Tore, durch die der Tod kommt und geht.“ Der Titel der Arbeit bezieht sich auf das Gedicht von William Butler Yeats „He wishes for the Cloths of Heaven“.


Simona Pries, Januar 2013